Wie Corona die Wettervorhersage verändert

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lugzeuge transportieren nicht nur Personen oder Fracht. Nein – sie sind auch ein wichtiger Informationslieferant für Meteorologen. So sammeln Flugzeuge während des Fluges Wetterdaten, zum Beispiel zur Temperatur, Windgeschwindigkeit oder Luftfeuchte und senden sie zu Bodenstationen.

1991 wurde das internationale Programm AMDAR (Aircraft Meteorological Data Relay) von der Weltorganisation für Meteorologie ins Leben gerufen.

Seitdem werden durch AMDAR in Europa 50.000 Wetterdaten pro Tag erhoben. Diese sind besonders wertvoll, da Flugzeuge die Daten von unterschiedlichen Höhen sammeln. Durch die Messung vom Start bis zur Reiseflughöhe können sogenannten Vertikalprofile erstellt werden.

„Beim Wetter stehen Verhältnisse in unterschiedlichen Höhen im Zusammenhang“, erklärt Nikolas Zimmermann vom internationalen Wetterdienst UBIMET. „Wenn man Wettervorhersagen erstellt, arbeitet man von oben nach unten. “Vertikalprofile können so also die Labilität der Atmosphärere außerordentlich gut abbilden.

Wie funktioniert AMDAR nun aber genau?

Über die bordeigenen Temperatur-, Druck- und Feuchtesensoren werden dauerhaft Daten aufgezeichnet. Diese werden noch im Flugzeug vorprozessiert und mittels UKW- oder Satellitenverbindung an den Boden übermittelt. Nach dem Empfang werden die gesammelten Daten einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen und anschließend an die beteiligten Institutionen ausgespielt.   Durch die sinkende Nachfrage nach Flugzeugreisen, ausgelöst durch die Ausbreitung des Corona-Virus (SARS-CoV-2), wurden viele Flüge gecancelt. Bei der Lufthansa, die für den deutschen Wetterdienst diese Wetterdaten sammeln, wurde der Flugplan um 95% gekürzt. So konnten im März weniger als 20.000

Wetterdaten pro Tag erhoben werden – ein Rückgang von über 60%

Wie stark sich die fehlenden Daten auf die Qualität der Wettervorhersagen auswirken, ist schwer zu sagen. In einem Experiment des europäischen Zentrums für mittelfristige Vorhersagen (ECMWF) erstellte man Prognosen einmal mit und einmal ohne die Wetterdaten von Flugzeugen. Das Ergebnis: Die Qualität der Wettervorhersagen nahm im Schnitt um 10% ab. Kein Grund in Sorge zu geraten. Schließlich liefern auch Messstationen am Boden und Satelliten notwendige Informationen. Außerdem wird versucht mittels Wetterballone diese Datenlücke auszugleichen. Auch kann der 2018 ins All beförderte Satellit ‚Aeolus‘ unterstützen. Dieser misst mit einem neuartigen Verfahren die Windbedingungen der Atmosphäre mittels Lasertechnologien.

Dennoch haben die fehlenden Daten Auswirkungen auch auf unser Leben.  Durch fehlende Vertikalprofile können Tiefdruckgebiete schlechter vorhergesagt werden. So kann uns schneller ein Gewitter oder Regenschauer überraschen. Daher unser Tipp für den November: Lieber einen Regenschirm mehr einpacken!